Tränenreich und dennoch lustig

Ein Abschied und ein Neubeginn. Altbewährtes und frischer Wind. Die Sessionseröffnung der Baumholderer Karnevalsgesellschaft (BKG) am 11.11. war ein Fest der Kontraste. Sie war anders als sonst. Das lag vor allem daran, dass das neue Sitzungspräsidenten-Duo, Yannick Simon und Maren Meschenmoser, erstmals offiziell durchs Programm führte.

Aber zunächst einmal von vorn: Im Jugendzentrum wurde getuschelt. Die Blicke schweiften. Konnte man vielleicht anhand der Besucher ausmachen, wer das neue Prinzenpaar sein wird? Wie immer, war das bis zum Schluss streng geheim. Aber bevor dieses Geheimnis gelüftet wurde, gab der BKG-Vorsitzende Dirk Kaps zunächst - das hat Tradition - das Motto der Session bekannt. Und das verbunden mit der Warnung an den Prinzen: „Pass gut auf Deinen Jokus auf, denn die Klauerei passt besonders gut zum Motto ‚Gangster, Gauner und Ganoven’“.

Bevor Simon und Meschenmoser junior aber dann übernehmen konnten, war noch ein offizieller Akt notwendig. Frank Meschenmoser, der nach 33 Jahren sein Amt abgab, überreichte die Präsidentenglocke als „Insignien der Präsidentschaft“, wie er sagte, an seine Nachfolger. Und legte dem Publikum ans Herz, keine Vergleiche zu ziehen: „Ab jetzt wird sich vieles verändern, und das ist auch gut so.“

Da wirkt es fast schon wie ein Bewahren der BKG-Traditionen, als Simon die neue Tollität beschreibt: „Unsere 1978 geborene Prinzessin war schon 1988 Gründungsmitglied der Minigarde, 1989 dann das erste Mal zum Motto ‚Wild Westrich Schau’ auf der närrischen Bühne, tanzte sich dann über die Jahre hinauf bis zur Prinzengarde, und beendete dann aus beruflichen Gründen ihre aktive Karriere auf unserer Bühne vorerst im Jahre 2003. Im Saal war vielen klar: Hier handelt es sich um Astrid Pick.

Ihr Lebensgefährte Stefan Gemmel ist im Westrich noch nicht so bekannt. Stammt er doch aus St. Wendel und wohnt seit 2017 gemeinsam mit seiner jetzigen Prinzessin in Leitersweiler. Für Lacher sorgten die Ausführungen Maren Meschenmosers zur Unfall-Karriere des heute 50-Jährigen: Er stürzte nicht nur vom Wickeltisch, sondern auch mit dem Schaukelpferd die Treppe hinab, fiel vom Traktor mit dem Gesicht in einen Rechen, schlug sich mit zehn Jahren den Kopf an einer Mauer auf, blieb auf einer Viehweide in einem Stacheldraht hängen. Dazu Meschenmoser: „Also kurzum eine typisch saarländische Karriere mit dem Berufswunsch, später auf jeden Fall auch beruflich mal im Krankenhaus zu landen.“ Das hat er geschafft: In der St. Wendeler Klinik ist er Astrids Chef. Aber zu Hause sei es genau umgekehrt, schilderte die Prinzessin später.

Den besagten Jokus erhielt der Prinz aus der Hand seines Vorgängers. Prinz Patrick und Prinzessin Melissa wirkten wehmütig, als sie sich als Tollitäten verabschiedeten und ihren Nachfolgern „viel Karnevalsglück“ wünschten.

Normalerweise hätten zu diesem Zeitpunkt der Sessionseröffnung die Aktiven gemeinsam mit dem Publikum die Vereinshymne „Schönes Baumholder“ angestimmt. Aber das musste noch warten. Denn es galt zunächst, Christian Flohr aus dem Elferrat zu verabschieden. Er fing 1989 als Kulissenschieber an, präsentierte sich ein Jahr drauf als Büttenredner, war 2006 gemeinsam mit seiner Frau Pia Prinzenpaar, war im Männerballett und im Vorstand vertreten. Und eben seit 2004 im Elferrat. Auf Flohrs Wunsch verzichtete der Verein auf großes Brimborium.

Anders bei der nächsten Verabschiedung. Es war der Tochter vorbehalten, dem Papa, „der mir die Liebe zur Fastnacht in die Wiege gelegt hat“, mit einem besonderen Geschenk zu ehren: Einem Rahmen mit Bildern und Erinnerungen. „Du hinterlässt Schuhe, die Big Foot noch zu groß werden“, sagte die neue Sitzungspräsidentin. Bei Beiden - Vater wie Tochter - beobachtete das Publikum feuchte Augen. „Es war ein Scheiß-Gefühl, da hinten zu stehen“, gab der Ex-Präsident zu, der aber dem Elferrat erhalten bleibt. Dennoch sei er froh, dass er den Platz frei gemacht habe für den Nachwuchs. „Es war mir eine große Ehre, dass ich 33 Jahre Euer Sitzungspräsident sein durfte“, sagte er zum Abschied. Und erhielt dafür Standing Ovations und lang anhaltenden Applaus.

Zurück