BKG feuert phänomenale Prunksitzung ab

Das gab es seit 32 Jahren nicht. Gerade einmal fünf Minuten hinter dem Zeitplan zurück lagen die Narren der Baumholderer Karnevalsgesellschaft (BKG), als Sitzungspräsident Frank Meschenmoser die Aktiven und das Publikum sowie das Prinzenpaar Daniela I. und Timo I. in die Pause verabschiedete. Am Ende der genau fünfstündigen Prunksitzung in der Brühlhalle hatten Meschi und seine 160 BKG-Helfer, die diese Sitzung erst möglich machen, gerade einmal 40 Minuten überzogen. Ein Rekord, der sogar den Sitzungspräsidenten selbst erstaunte. Das Publikum in der am Samstag und Sonntag ausverkauften Halle dankte es: Bis zum Schluss machte es ausgezeichnet mit; von Müdigkeit keine Spur. Noch bis in die Nacht hinein bevölkerten die Besucher die Hütchenbar und feierten zur Musik der Band Take Two weiter.

„Mythen, Sagen und Magie in einer Welt der Fantasie“ - unter diesem Motto sahen die jeweils 350 Zuschauer ein phänomenales Programm, das die Fanfarenbläser Tim Lorscheider, Peter Glück, Erhard Becker, Sascha Brenner und Moritz Ozimek eröffneten. Wieder einmal waren es die Tänze der vier Garden und des Männerballetts, die für Staunen im Publikum sorgten. Allen voran in diesem Jahr die Jugendgarde unter der Leitung von Kerstin Augst und Bianca Werner. Hervorragend und mit viel Power haben sie das Motto umgesetzt. So dass Meschenmoser am Ende sagte: „Das war magic.“ Die jungen Tänzerinnen entführten in die Welt von Oz. Sehenswert waren schon die Kostüme: Blechmann, Löwe, Vogelscheuche und die kleine Dorothy erinnerten authentisch an den Film „Der Zauberer von Oz“, genau wie das Zugaben-Lied „Somewhere over the rainbow“ und „Nur ein Tag“ aus dem Musical Wicked.

Ebenfalls in eine fremde Welt entführte die Prinzengarde mit ihrem Showtanz „Alice im Wunderland“. Das war mehr als nur ein Tanz, das war Show pur. Unter der Leitung von Bianca Majewski und Christina Forster stimmten aber nicht nur die Kostüme: Choreografie, Rhythmus und Leidenschaft – alles war da. Das war übrigens auch beim Gardetanz der Prinzengarde der Fall. Hier liegt die Leitung in den Händen von Heike Bier.

Immer wieder schön anzusehen sind die Wonneproppen. Die jüngste Garde der BKG verzauberte in ihren rosa Tüll-Röckchen und mit Feen-Flügeln das Publikum. Eine enorme Leistung, auch der Trainerin Claudia Paffendorf, bedenkt man, dass die jüngte dieser 13 kleinen Elfen gerade einmal sechs Jahre alt ist. Erstaunlich auch, dass die nächsthöhere Garde einen Marsch erster Güte aufs Parkett legt: Die 16 Mädchen der Minigarde unter der Leitung von Esther Kaps und Christine Scherer-Brunk tanzten schwungvoll und synchron – und das mottogemäß zum oscarprämierten Titelsong aus „Die Eiskönigin“, „Let it go“.

Längst nicht mehr hinter den Damen verstecken muss sich das Männerballett, das Nadine Norvell trainiert. Zwar gehört die traditionelle Hitparade weiter zum Repertoire. Ein Hingucker hier als Andreas Gabalier: Patrick Hansmann. Vivian Staudt und Frank Wildanger legten zu „Footloose“ einen hochkarätigen Tanz aufs Parkett, der so richtig Spaß machte. Bitte mehr davon!

Herausragend war der Tanz „Peter Pan 2.0“. Die bösen Piraten um Kapitän Hook auf der einen und die Verlorenen Jungs um Peter Pan auf der anderen Seite lieferten sich ein hochklassikges Tanz-Battle. So dass Meschenmoser schwärme: „Das hat mit Männerballett nichts mehr zu tun, das ist professionelle Männer-Tanzkunst.“ Und wirklich. Die Choreografie stimmte, die Kostüme waren außergewöhnlich, und sogar Akrobatik wurde geboten. Letztere vor allem macht Lust auf mehr. Dabei hatte das Männerballett noch eine besondere Überraschung parat. Extra für diesen Anlass hatte der Berliner Top-DJ Illvibe, der bereits mehrere Goldene und zwei Platin-CDs hat, die Vereinshymne „Schönes Baumholder“ neu eingespielt und dem Lied einen peppigen Sound verpasst. „Sobald unsere Sitzung auf DVD erscheint, wird DJ Illvibe wohl eine weitere Goldene Platte bekommen“, scherzt Meschenmoser.

Passend zum Motto, erschien Tanzmariechen Michelle Trum in diesem Jahr nicht in klassischer Garde-Kleidung, sondern in der Hogwarts-Uniform aus „Harry Potter“. Und auch die Damen ohne Namen hatten sich, wie in jedem Jahr, wieder einen besonders originellen Tanz einfallen lassen. „Eine supertolle Idee“ - so das Urteil des Sitzungspräsidenten. Und tatsächlich: Die Hintern der Damen waren in die Kniekehlen gerutscht, und die übergroßen Hüte verdeckten das Gesicht. Eine lustige Einlage unter der Leitung von Esther Kaps und Manuela Heidrich.

Aber nicht nur die durch die Bank professionellen Tänze der BKG haben Tradition, auch die Wortbeiträge. Alle Redner des Abends sind altbekannte Gesichter – und jeder von ihnen steht für einen ganz eigenen Stil. Die Jüngsten im Bunde, nämlich Maren Meschenmoser und Julian Staudt, kamen ausgerechnet als Rentnerehepaar auf die Bühne. Sie lieferten sich einen heftigen Schlagaustausch und vermittelten den Eindruck, dass das Eheleben kein Zuckerschlecken ist. Gisela Möller war in diesem Jahr solo unterwegs, als „Opa August“. Stilecht mit Rollator kam sie auf die Bühne und stellte sich als „der Letzte aus Heesters Krabbelgruppe“ vor. Sie/er hatte so manches Problem mit der heutigen Zeit, unter anderem mit dem Handy: „Ich habe mir schon sieben Mal mein Ohr fotografiert, bevor ich endlich telefonieren konnte.“

Lokalkanone Dieter Heinz berichtete als Zauberer Merlin, was „im Städtchen zauberhaft und was vielleicht noch wegzuzaubern ist“. Die Leerstände waren genauso Thema wie die übervollen Container am Badesee und die guten Leistungen der VfR-Fußballer. Auch Donald Trump kam in seiner Rede vor, steht die Wahl doch in direktem Zusammenhang zum US-Standort. Heinz: „Was wird bei de Amis geschehen; sind deutsche Arbeitsplätze sicher oder müsse se bald gehen?“ Donald Trump als US-Präsident, das sei in etwa so, als ob Lukas Podolski Bildungsminister wäre. Passend dazu: In Trump-Maske und stumm betrat Ralf Miguletz die Bühne, ein Schild in der Hand mit der Aufschrift: „Make Baamholler great again.“

Und, wie so oft an diesem Abend, kann auch der BKG-Vorsitzende nicht verkraften, dass nun ein Heimbacher Chef der Verbandsgemeinde ist. Das Thema Heimbach zieht sich auch wie ein roter Faden durch den Vortrag von Yannick Simon, der als Petrus auf die Bühne kam. Flankiert von vier Engeln, präsentierte er in rasantem Tempo und mit so mancher Parodie – unter anderem mimte er Angela Merkel, Fidel Castro und Barack Obama - einen Jahresrückblick, der das Publikum zu Standing Ovations bewegte. Zur Leistung des neuen VG-Bürgermeisters sagt er: „Das war bis dato nicht mau, aber glaub mir: Ich hab Dich im Au'“. Simon sorgte für so viel Stimmung im Saal, dass Meschenmoser diesen Vortrag bereits jetzt als „den Höhepunkt des Abends“ bezeichnete.

„Ein Bürgermeister aus Heimbach – und es wundern sich 80 Millionen“, so nehmen auch die Westrich-Sänger den Ausgang der Bürgermeisterwahl aufs Korn, fantastisch gesungen zu Max Giesingers Hit. Überhaupt war der Auftritt der Männer-Truppe unter der Leitung von Tina Hauch ein Leckerbissen. Meschenmoser schwärmte: „Das war einfach genial.“ Genial war auch das umgedichtete Lied zur Melodie von „König von Deutschland“: „Das alles und noch viel mehr würd` ich machen, wenn ich Chef von Baumholder wär.“

Was alles möglich ist, das zeigten auch Jürgen Geibel und Bernd Mai mit ihrer Vermarktungs- und Beratungsfirma „Kannste Knigge“. Schon mit „Beeeernd“-Rufen vom Publikum empfangen, zeigten die beiden Dauergäste auf der BKG-Narrenbühne einen „Kokolores-Vortrag der Spitzenklasse“, wie es Meschenmoser ausdrückte. Dabei sorgten nicht nur die Tücken eines Wurst- und Bier-Werbespots für Lacher, sondern auch so mancher kritische Seitenhieb sowie die politisch korrekten Ratschläge.

Mal kritisch, mal lustig, mal derb, mal tänzerisch auf höchstem Niveau: Die BKG bot wieder einmal ein breites Spektrum, das das Publikum mit viel Beifall und jeder Menge lieber Worte belohnte.

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